Unmittelbar mit der Feuerwehr verbunden sind deren Fahrzeuge und Geräte. Gerade bei der Feuerwehr ist neben dem Wissen und den Fertigkeiten der Mannschaft auch die Funktionalität der Gerätschaften für den Einsatzerfolg entscheidend. Lesen Sie mehr über den Fuhrpark und über die Geräte der Feuerwehr im Wandel der Zeit.
Die ersten Fahrzeuge – gezogene Feuerlöschspritzen
Im Jahre 1882 kaufte die Marktgemeinde um 1125 Gulden eine fahrbare Feuerspritze bei der Firma Franz Kernreuter (Wien-Hernals). In den Jahren 1902 und 1909 wurde sie repariert. In der Ausschusssitzung am 11. Mai 1899 bemängelte der Ausschuss, dass diese der Gemeinde gehörige Spritze sehr schwer sei und auch nicht leicht fortgebracht werden könne; bei einem auswärtigen Einsatz sei in dem über 3 km langen Ort, in dem von über 200 Häusern noch drei Viertel der Gebäude mit Rohr oder Schindeln gedeckt seien, kein Löschgerät vorhanden. Es wurde daher der Ankauf einer zweiten Spritze angeregt. Zu der Kemreuterspritze gehörte ein Wasserwagen, der im Jahre 1900 dringend reparaturbedürftig war. Er wurde bis 1928 verwendet.
Kernreuter-Feuerspritze, 1882 (Foto: Helmut Willinger)
Das zweite fahrbare Löschgerät kaufte bereits die FF an. Die Gemeinde gewährte eine Subvention von 200 Kronen. In der Ausschusssitzung vom 19. Mai 1900 entschloss sich die Wehr, einen fahrbaren zweispänigen Hydrophor samt Zubehör um 1300 Kronen bei der Firma Franz Kernreuter zu kaufen. Dieser Kauf machte dem Kassier Anton Schilberger viel Kopfzerbrechen. Mit der Subvention und Ausschöpfung aller Barmittel waren nur 470 Kronen aufzutreiben. Nach langen Verhandlungen lieh die Raiffeisenkasse 800 Kronen, die Bürgschaft dafür musste die Marktgemeinde übernehmen. Am 5. August 1900 wurde endlich die Bestellung ausgewiesen, der Hydrophor von der Firma in Arbeit genommen und nach 6 Wochen geliefert. Die Rückzahlung der Schuld war nicht einfach. Alle Subventionen von Verbänden und Versicherungsgesellschaften mussten herangezogen werden, und noch am 5. April 1902 wurde ein Ansuchen an die Raiffeisenkasse gerichtet, die Zinsen zu erlassen.
Der Hydrophor
Der Hydrophor ist eine fahrbare Spritze ohne Wasserkasten mit doppelt wirkendem Zylinder in vertikaler Anordnung, leicht zugänglichen Gummikugelventilen mit Metallkern und kupfernem Windkessel und fördert in einer Minute ca. 200 Liter Wasser bei einer Bedienung von zwölf Mann. Er ist im Wesentlichen ein Zubringer für eine oder zwei Spritzen und bedeutete eine große Verbesserung in der Einsatzleistung.
Hydrophor - um 1900 (Foto: Helmut Willinger)
Dieses Gerät erwies sich durch fast 20 Jahre hindurch als äußerst brauchbar und erforderte nur geringe Erhaltungskosten. Am 25. März 1960 beschloss der Ausschuss, den Hydrophor auf einem Ehrenplatz im neuen Zeughaus aufzustellen, was auch geschah. Heute steht der Hydrophor im neuen FF-Haus – Überlegungen zur Refunktionalisierung sind bereits vorhanden. Er legt Zeugnis für eine Zeit ab, in der noch die Muskelkraft von großer Bedeutung war.
Mit dem Bau des neuen Feuerwehrhaus in der Zwenge konnte auch der Hydrophor wieder seinen Platz in einem Zeughaus erhalten. Allerdings hatten dem Gerät die Strapazen der jahrelangen Aufbewahrung in Schuppen und Ställen sichtbar zugesetzt. Unser Verwalter, Josef Metzenbauer, erfuhr dass bei einem Projekt im Gefangenenhaus Krems alte Feuerlöschfahrzeuge von Strafgefangenen komplett saniert und wieder funktionstüchtig gemacht werden. Dem Einsatz unseres Verwalters ist es zu verdanken, dass auch unser Hydrophor im Rahmen dieses Projektes an die Reihe kam. In einer Arbeitszeit von mehr als 200 Stunden brachten vier handwerklich ausgebildete Insassen der Haftanstalt den Hydrophor wieder auf Vordermann. Alle Roststellen wurden behandelt, schadhafte Teile ausgetauscht und der ursprüngliche Anstrich wiederhergestellt. Selbst die Pumpe befindet sich wieder in funktionsfähigem Zustand.
Im Oktober 2001 konnte eine Delegation der FF Orth, unter ihnen auch Bürgermeister Johann Maier, Feuerwehrreferent Willi Bressler, Kommandant-Stv. Johann Hold sowie natürlich der Initiator, Verwalter Josef Metzbauer, den Hydrophor im Rahmen einer kleinen Feierlichkeit im Strafgefangenenhaus Krems-Stein entgegennehmen. Der generalsanierte Hydrophor erhielt ab diesem Zeitpunkt einen Ehrenplatz im Stiegenhaus des Feuerwehrhauses, wo man ihn jederzeit - auch von außen - begutachten kann.
Hydrophor bei der Übernahme in Krems 2001 mit Verwalter Josef Metzenbauer und den vier Handwerkern
Das erste Kraftfahrzeug
Am 26. Mai 1929 wurde bei der Firma Wilhelm Knaust in Wien II. um öS 15.000,- eine automobile Benzinmotorspritze, Type F 60, angekauft. öS 10.000,-- mussten bar bezahlt werden. Eine Tombola am 14. August 1927 mit einem Reingewinn von öS 4.184,66, Subventionen und Sammlungen ermöglichten diese Ausgabe. Den Rest kreditierte die Firma zinsenfrei auf ein Jahr. Für die Abzahlung stand eine Subvention des Landesfeuerwehrverbandes in der Höhe von öS 750,- in Aussicht, eine Tombola am 18. August 1929 ergab einen Reingewinn von öS 1.625,73, die beiden Spritzenpatinnen spendeten je öS 400,-, die Mauthner-Markhofsche Brauerei St. Georg in Floridsdorf öS 100,-. Das Fest der Spritzenweihe dürfte ein finanzielles Debakel gewesen sein. Zum Jahresabschluss stellte sich die Raiffeisenkasse Orth mit öS 92,66 ein. Der Feuerwehrball des Jahres 1930 brachte öS 432,02 ein. Mit diesen Beträgen konnten S 3.800,41 abgestottert werden. Der Kassensturz der Jahreshauptversammlung am 16. Februar 1930 ergab bei Einnahmen von öS 6.302,90 und Ausgaben von öS 6.300,50 einen Rest von öS 2,40, sodass anzunehmen ist, dass der Schuldenrest von öS 6.199,59 mittlerweile durch Spenden der Gemeindebürger abgedeckt werden konnte. Man sieht, wie schwer auch diesmal die Feuerwehr zu kämpfen hatte, ihre Neuanschaffungen bezahlen zu können, kein Wunder, wenn einer die katastrophalen Wirtschaftskrisen jener Zeit kennt.
Benzinspritze der FF Orth an der Donau, Fabrikat Knaust, Type F60 (Foto von 1930 mit Hauptmann Johann Veith)
Verschleppung durch die russischen Besatzer
Das einzige Fahrzeug wurde von russischen Soldaten im Jahre 1945 verschleppt und im unbrauchbaren Zustand in Karnabrunn (nahe Stockerau) zurückgelassen. Herr Franz Hochfellner aus Karnabrunn verwahrte es, und das Gemeindeamt Karnabrunn benachrichtigte 1946 die Marktgemeinde Orth an der Donau und die Feuerwehr, die für den Rücktransport des Fahrzeuges Sorge trugen. Die automobile Benzinmotorspritze war jedoch ein unfahrbares, spritzunfähiges Wrack, das unter den damals herrschenden Verhältnissen nur notdürftig zusammengeflickt und in Hinkunft kaum mehr wirklich nutzbringend verwendet werden konnte. Das Fahrzeug musste schließlich an einen Altwarenhändler verkauft werden. Zum letztenmal wurde die Spritze bei der Feier "950 Jahre Österreich" am 6. Oktober 1946 der Öffentlichkeit vorgeführt. Zu ihrer Ehre sei aber nicht verhehlt, dass das Fahrzeug durch lange Zeit, und gerade in der Sturm- und Drangperiode des zweiten Weltkrieges, der Freiwilligen Feuerwehr in vollem Ausmaß die wertvollsten Dienste geleistet hat.
Die Zeit ohne brauchbare Fahrzeuge
Gott sei Dank hatte die FF in der folgenden Zeit nur einen Waldbrand zu bekämpfen, eine Katastrophe in der Ortschaft selbst hätte unabsehbare Folgen nach sich gezogen. Diese Notzeit musste mit einer im Jahre 1946 angeschafften Tragkraftspritze älterer Bauart, Type TS 8,30 PS, 800 l/min., überbrückt werden. Der Preis und der Verkäufer der Spritze sind unbekannt. Sie funktionierte nur zur Not.
Alle Anstrengungen mussten unternommen werden, um ehestens (ein Kunststück in jenen Tagen) zu einem wirklich brauchbaren Löschgerät zu kommen. Es schickte sich nun, dass die Firma Konrad Rosenbauer in Wien im Jahre 1950 ein leichtes Löschfahrzeug herausbrachte, das für Orther Verhältnisse erschwinglich und brauchbar war.
Opel Blitz – Leichtes Löschfahrzeug
Es war dies ein Opel-Blitz-3 t-Wagen, geschlossen, Allradantrieb, 90 PS stark, mit einer Vorbaupumpe RV 1400, die 1400 l/min. fördert. Ab 1962 war das Fahrzeug mit einer bei Kellerüberschwemmungen zu verwendenden Wasserstrahlpumpe und einem Schaumlöscher für Ölbrände und ab 1969 mit einer Funkeinrichtung ausgestattet. Es trug das Zulassungskennzeichen N 64.320.
Das leichte Löschfahrzeug war sehr brauchbar und diente der Feuerwehr in zufriedenstellender Weise, obgleich es kein Allzweckgerät war. Es kostete über 70.000,- Schilling, die in relativ kurzer Zeit durch Sammlungen und eine Tombola aufgebracht werden konnten, und war von 1950 bis ???* im Einsatz.
Opel Blitz –
Der Fortschritt der Technik zwang auch die Feuerwehr zum Schritthalten. Die starke Motorisierung bei den Feldarbeiten brachte eine Zunahme der Feldbrände mit sich. Die Löschfahrzeuge mussten von Wasserwagen begleitet werden, da nicht überall Feldbewässerungsbrunnen zur Verfügung standen. Diese Umstände führten zur Anschaffung eines Tanklöschfahrzeuges.
Die Grundlage bildete ein angekauftes Fahrgestell aus einem Wrack, Opel-Blitz, 3,5 t, Allradantrieb, zu dem der Orther Karosseriebauer und FF-Mann Leopold Niklas das Führerhaus und die Mannschaftskabine zum Selbstkostenpreis anfertigte. Den weiteren Aufbau führte die Firma Konrad Rosenbauer aus. Nach Fertigstellung wies der Wagen folgende Ausrüstung auf:
Aufbau: | Führerhaus, zweitürig, für zwei Mann; Mannschaftskabine, zweitürig, für vier Mann mit Werkzeugraum; Trittbrett, durchgehend vom vorderen zum hinteren Kotflügel; Halterung zur Aufnahme der Saugschläuche; |
Pumpe: | Vorgebaute Hoch- und Mitteldruckpumpe mit zwei schließbaren B-Ausgängen von der Mitteldruckseite und zwei schließbaren Hochdruckausgängen; |
Tank: | Nicht umbauter ovaler Wassertank für 1800 l, verschließbares Mannloch, Überlaufrohr, B-Anschluss mit Rückschlagventil zum Auftanken, Schauglas zur Kontrolle des Wasserstandes; |
Zubehör: |
Hochdruckschlauchhaspel, Schlauchmulden, Schläuche mit absperrbaren und verstellbarem Pistolenstrahlrohr; Armaturenkasten hinter der Mannschaftskabine; Leitertraggestell zur Aufnahme der Leitern, das über dem Führerhaus und über dem Fahrzeugende befestigt ist. |
Das Tanklöschfahrzeug trug das Zulassungskennzeichen N 304.358. Seine Anschaffungskosten betrugen 135.000 Schilling. Etwas mehr als die Hälfte konnte die FF durch Sammlungen und Eigenmittel aufbringen. Hier sei gestattet, auf die Jahr für Jahr großzügig geleistete Hilfe der Jagdgesellschaft Orth an der Donau hinzuweisen, die auch diesmal öS 5000 auf Anregung des damaligen Obmannes Johann Rosar für den Ankauf flüssig machte. Die Marktgemeinde Orth an der Donau, deren damaliger Bürgermeister, Ökonomierat Franz Ripfel, jahrelang in der Feuerwehr tätig gewesen war, steuerte 60.000 Schilling bei. Man kann also erfreut feststellen, dass die Abdeckung der beträchtlichen Ankaufsumme ziemlich glatt abgewickelt werden konnte. Das Fahrzeug stand von 1959 bis ???* in Verwendung. Von unserem Kameraden Ullmann Herbert sen. wurde anlässlich der 120-Jahr-Feier an der Instandsetzung des Motors gearbeitet. Er konnte zu unseren allen Freude den "Blitz" wieder in Gang bringen, wenn auch nur zu Testfahrten. * wer das weiß, lasse es uns bitte wissen!!
TLFA 2000 (Rosenbauer) - 1971 bis 2009
Die Feuerwehr musste aber mit der Zeit gehen, um den immer größer werdenden mannigfaltigen Aufgaben gerecht zu werden. Der Gemeinderat hat in seiner am 29. April 1971 abgehaltenen Sitzung den Ankauf eines Tanklöschfahrzeuges Mercedes 2000 mit Allradantrieb (TLFA-2000) um öS 720.000,- beschlossen. Das neue Fahrzeug wurde im Juli 1972 der Orther Bevölkerung vorgestellt und war bis 2009 im Dienst. Anschließend wurde es samt Ausrüstung verkauft und ist auch heute noch als Feuerwehrfahrzeug in Afrika im Einsatz.
KLF - 1977 bis 2010
Durch die Wasserversorgung über Feuerwehrbrunnen (ohne Wasserleitungsnetz mit Hydranten) war die Anschaffung eines Kleinlöschfahrzeuges (KLF) ein weiterer Schritt zur raschen Wasserförderung bei Brandeinsätzen. Ausgestattet mit eine Tragkraftspritze und allem dafür nötigen Zubehör war das KLF von 1977 bis 2010 im Einsatz, bevor es vom neuen Kleinlöschfahrzeug (Mercedes Sprinter) abgelöst wurde.
KRF-B Rosenbauer - 1985 bis 2013
Das Kleinrüstfahrzeug war fast drei Jahrzehnte für technische Einsätze aller Art im Einsatz. 2013 wurde es durch das HLF-2 abgelöst. Das Fahrzeug, ein VW-LT 35 (90 PS, Benzin) mit einem Aufbau der Fa. Rosenbauer, war bei unzähligen Unfällen und Naturkatastprophen im Einsatz.
Ausrüstung:
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Fotos: Auszugsweise aus dem Buch 90 Jahre FF Orth (H. Willinger), sowie Klaus Riedmüller, FF Orth an der Donau