Bereits die Berichte über das Hochwasser in den Gebieten stromaufwärts ließen nichts Gutes erahnen. Eine Flutwelle, die der von 2002 um nichts nachstand, bahnte sich den Weg durch Bayern, Salzburg, Oberösterreich und folglich auch durch Wien und Niederösterreich. Durch die zahlreichen seit 2002 errichteten Hochwasserschutzbauten konnten die Wassermassen rasch den Weg ins östliche Österreich finden. Dort stand ihnen der vor mehr als 100 Jahren errichtete Marchfelddamm entgegen. Die letzte Sanierung des Dammbauwerkes fand nach dem Hochwasser von 1954 statt, und das Jahrhunderthochwasser von 2002 hatte nicht reversible Spuren hinterlassen. Geografisch bedingt gibt es im Bereich Hainburg/Bratislava eine Engstelle - vergleichbar mit einem Flaschenhals. Die Durchflussmenge ist hier begrenzt, deshalb staut sich das Wasser im Bereich des Nationalpark-Donauauen rasch auf.
All diese Fakten setzten die lokalen Einsatzkräfte - allen voran die FF Orth - in akute Alarmbereitschaft. Bereits vom Hochwassereinsatz im Jahr 2002 war bekannt, dass der Schutzdamm eklatante Schwachstellen aufweist. Kaum war das Wasser da, zeigten sich auch schon im gesamten Dammbereich Schadstellen. Umgehend wurden diese ausfindig gemacht und mit Absprache der via Donau abgedichtet. In Mannsdorf und Schönau musste mit schwerem Gerät aufgefahren werden: Der Damm war derart instabil, dass der gesamte Dammfuss mittels Vlies und Schotter gestützt werden musste. Zum Glück zeigten alle Maßnahmen Wirkung - die allerorts befürchtete Katastrophe konnte abgewendet werden.
Anbei eine Auflistung von Fakten und Daten zum Hochwassereinsatz, den wir wohl so schnell nicht vergessen werden:
- Beginn des Einsatzes: Montag 03.06.2013 Mittag.
- Bei der Wambach-Halle wurden insgesamt 34.000 Sandsäcke unter tatkräftiger Unterstützung der Orther Bevölkerung sowie der Johanniter befüllt.
- Ca. 25.000 Sandsäcke wurden entlang des Dammes im Bereich Orth und Mannsdorf eingebaut.
- Über 800 Laufmeter Vlies mit jeweils vier Meter Breite wurden im Bereich Orth eingebracht und mit Sandsäcken und zum Teil mit Grobschotter beschüttet.
- Die Uferstrasse wurde von Mittwoch bis Sonntag ab der Kreuzung mit dem Weidenweg gesperrt, um die Zu- und Abfahrt der Einsatzfahrzeuge nicht zu behindern. Danke für Ihr Verständnis!
- Der Donaupegel stieg auf Werte jenseits von 2002 (Jahrhunderthochwasser) - Pegelstand Orth 7.98m (Orth/Faden) am 06.06.2013, 7.50 Uhr (2002: 7.80m)
- Der Hochwasserschutzdamm schützt das Marchfeld generell auch bei diesen Pegelständen vor einer drohenden Überflutung. Allerdings kann es immer wieder zu kleineren Durchsickerungen kommen - diese stellen normalerweise keine Gefahr dar und sind konstruktionsbedingt bzw. eingeplant.
- Der Schutzdamm und alle weiteren Hochwasserschutzanlagen wurden von der via Donau sowie von den Einsatzkräften laufend kontrolliert und überwacht, um bei Bedarf rasch reagieren zu können. Dies erfolgte per PKW, mit dem Fahrrad und idealerweise zu Fuss.
- Im Bereich Fadenbach, in Mannsdorf, im Bereich des Rettungshügels sowie an zahlreichen weiteren Stellen wurden kleinere Durchspülungen mittels Vlies, Sandsäcken und BigBags abgedichtet.
- Zwischen Schönau und Mannsdorf wurde der gesamte Dammfuss mit einer Vliesauflage und einem massiven Schotterbett befestigt.
- Sämtliche Schäden wurden dokumentiert und sofort an die zuständigen Stellen übermittelt und die umgehende Behebung dieser Schadstellen eingefordert, um beim nächsten Hochwasser gerüstet zu sein.
- Laut Aussagen der zuständigen Experten ist ein weiteres Hochwasser für den Schutzdamm eine große Gefahr, da dieser vollständig durchweicht und an vielen Stellen schafhaft ist. Hochwässer dieser Größenordnung hinterlassen nicht reversible Schäden am Dammbauwerk, die beim nächsten Hochwasserereignis unvervorhersehbares Verhalten des Schutzdammes erwarten lassen.
- Am Freitag Nachmittag war das Bundesheer aus der Kaserne Mistelbach mit 35 Mann zum Assistenzeinsatz vor Ort um uns bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen.
- Ab Samstag Vormittag wurde mit den Aufräumungsarbeiten begonnen, diese konnten am Sonntag Abend abgeschossen werden.
- Einsatzende: Sonntag 09.06.2013 abends.
Ein großes Dankeschön gilt allen, die uns in dieser schwierigen Situation unterstützt haben - sei es beim Sandsäcke Befüllen, für die zahlreichen Spenden für die Verpflegung der Einsatzkräfte sowie an die Unternehmen der Region die jederzeit kurzfristig und unbürokratisch erreichbar waren. Der Zusammenhalt der Ortsbevölkerung ist überwältigend. Wir hatten auch noch viele weitere Meldungen über Personen die bereit wären zu helfen, wofür wie uns ebenso bedanken.
Donnerstag 06.06.2013 - Sandsackvorrat in Orth/Donau
Donnerstag 06.06.2013 - Lokalaugenschein mit Mag. Karin Renner direkt im Dammbereich, Auflegen weiterer Sandsäcke
Mittwoch 05.06.2013 - Wasserstand nahe Uferstraße, Absicherung Schutzdamm sowie erneutes Befüllen von Sandsäcken
Dienstag 04.06.2013 - Ausbringen von Sandsäcken, Wasserstand nahe Uferstraße
Montag 03.06.2013 - Befüllen von Sandsäcken:
Bereits am Sonntag Abend wurde mit Unterstützung der Feuerwehr das Gasthaus Uferhaus vollständig geräumt. Alle Möbel sowie Einrichtungen - drinnen wie draußen - wurden in Sicherheit gebracht.
Die Aufräumungsarbeiten an der Uferstraße und im Donaubereich/Parkplatz konnten am Sonntag beginnen - gegen Mittag war die Uferstraße wieder befahrbar. Die Flut ging, die Schäden blieben. Bei den Reinigungsarbeiten halfen auch die Pfadfinder fleißig mit.
weitere Fotos auf der Seite des Abschnittsfeuerwehrkommandos
Text: Klaus Riedmüller, Gregor Muck (FF Orth an der Donau)
Fotos: Alfred Horak, Gregor Muck (FF Orth an der Donau), Pressedienst AFKDO Groß-Enzersdorf